Forschung
Im Herbst 1922 beschloss die Baukommission, die neu zu erbauende Kirche Steinebrunn für 7000 Fr. mit farbigen Fenstern der Glasmalerei Lütz & Elmpt in Emmishofen auszustatten (Katholisches Kirchgemeindearchiv Steinebrunn-Egnach, B 14.1.01/1; Protokolle der Baukommission, S. 59). Weitere Offerten wurden offenbar nicht eingeholt. Als Stifter konnten Privatpersonen, der Thurgauer Klerus und der Architekt Albert Rimli gewonnen werden, zudem stiftete die Baukommission ein Fenster.
Ende 1922 präsentierte Paul Lütz der Baukommission sechs Skizzen für die Kirchenfenster (Katholisches Kirchgemeindearchiv Steinebrunn-Egnach, B 14.1.01/1; Protokoll der Baukommission vom 15. Dez. 1922, S. 65). Die Skizzen und die in der Folge ausgearbeiteten Kartons fanden grossen Anklang, – die Entwürfe stammten von einem Mitarbeiter der Firma Lütz & Elmpt, der “unter den zeitgenössischen Vertretern der Christlichen Kunst mit an erster Stelle steht” –, nicht gutgeheissen wurden jedoch Darstellungen wenig bekleideter und nackter Frauenfiguren (Katholisches Kirchgemeindearchiv Steinebrunn-Egnach, B 17.2.04/4; Briefwechsel zwischen der Baukommission und Lütz & Elmpt, März 1923).
Aus einer undatierten Postkarte geht hervor, dass Lütz & Elmpt die farbigen Gläser aus dem Ruhrgebiet bezogen. Da dieses 1923 aufgrund ausstehender Reparationen von französischen Truppen besetzt wurde, rechneten Lütz & Elmpt mit Lieferschwierigkeiten: “Die Oefen werden ausgeblasen infolge der Besetzung durch die Franzosen” (Katholisches Kirchgemeindearchiv Steinebrunn-Egnach, B 17.2.04/4; Postkarte von Lütz & Elmpt, 1923). Im September 1923 erhielt die Firma eine Auszahlung von 3’800 Franken, was darauf hindeutet, dass bis dahin ein Grossteil der Fenster eingesetzt werden konnte (Katholisches Kirchgemeindearchiv Steinebrunn-Egnach, B 17.2.04/4; Brief von Lütz & Elmpt vom 13.9.1923).
Die insgesamt dreizehn Fenster zeigen in grossen polygonalen Medaillons fünf Szenen aus dem Leben Christi sowie weitere christliche Themen: die Dreifaltigkeit, Himmel und Hölle, die Bekehrung des Saulus, Herodias mit dem Kopf des Johannes, die heilige Cäcilia, ein sich zu Gott bekennendes Liebespaar, die Parabel von Lazarus und dem Prasser, und die beiden Kirchenpatrone St. Gallus und St. Otmar. In Stil und Ausdruck sind die Glasmalereien zwar nicht mehr gänzlich dem Historismus verpflichtet. Im Vergleich mit den fast zeitgleich von Carl Roesch für die evangelischen Kirchen in Schlatt und Amriswil entworfenen Fenster sind sie insgesamt aber weniger modern und ausdrucksstark. Eine Besonderheit sind die unterhalb der Medaillons angebrachten Sprüche, die sich oft mit demjenigen im gegenüberliegenden Fenster reimen.
Datierung
1923
StifterIn
Mayer-Ruggli, Adolf, Familie
Eigentümer*in
Katholische Kirchgemeinde Steinebrunn-Egnach